Bei dem Krankheitsbild Demenz ist eine individuelle, einfühlsame, vor allem auch geschulte Betreuung enorm wichtig. Noch wichtiger wird sie, wenn sich ein Patient mit Demenz im Ausnahmezustand befindet und Krankenhaus liegt. Er weiß unter Umständen nicht, wo er ist, warum er dort ist und vergisst die Erklärungen des Personals schnell wieder. Falls es überhaupt eine adäquate Ansprache gibt. Leider sieht die Realität oft so aus, dass das Pflegepersonal im Krankenhaus meist mit der Situation überfordert ist. Neben dem geringen Personalschlüssel ist es auch so, dass eine normale Pflegeausbildung nicht ausreicht, um demenziell veränderten Menschen angemessen zu begegnen.
Ich habe es selbst erlebt, dass weder Ärzte noch Schwestern mit einer von mir betreuten alten Dame zurecht kamen, die aus Angst um sich schlug, kratzte und biss. Und das mit einer Schulterfraktur. Mit einer vertrauten Person an der Seite sieht die Situation schon ganz anders aus. Beruhigende Worte, Ablenkung und körperliche Nähe führen schnell dazu, dass die Ärzte ihre Arbeit machen können und der Patient seine missliche Lage besser akzeptieren kann. Das kostet Geld, das leider nicht gezahlt wird. Die Leistung der sogenannten Verhinderungspflege z.B. wird nicht von der Pflegekasse übernommen, wenn ein Mensch im Krankenhaus liegt, dabei ist es doch auch da oder gerade da wichtig, die vertraute Person weiterhin zu sehen, die sich vorher Zuhause gekümmert hat. Und das ist nicht immer ausschließlich und rund um die Uhr ein Angehöriger, sondern das sind meist zusätzlich professionelle Betreuungskräfte, die in solchen Fällen außen vor bleiben.
In einer Klinik, in der es vornehmlich um Effizienz geht, ist für intensive Betreuung, körperliche und geistige Aktivierung keine Zeit. Ein Katheter will schnell gelegt werden, eine Infusion sollte doch eine Sache von wenigen Minuten sein. Nicht bei einem Patienten mit Demenz, den ein Klinikaufenthalt oft völlig aus der Bahn wirft, und zwar nachhaltig.
Die Sendung Panorama hat das Thema Schlecht versorgt-Wie Kliniken an Dementen scheitern beleuchtet und ist noch bis Januar 2017 in der Mediathek abrufbar.