In unserem Land sind derzeit ca. 2,5 Mio. Menschen pflegebedürftig, um die 1,4 Mio. Menschen leiden an Demenz, ungefähr 30.000 Stellen in pflegerischen Berufen sind unbesetzt. In Deutschland gibt es einen Pflegenotstand, der nicht zu übersehen ist. Dieses Thema wurde zuletzt auch bei Maybritt Illner im ZDF besprochen. Hier die Stimmen zusammen gefasst.
Der Schauspieler Siegfried Rauch hat gemeinsam mit seiner Frau seine Mutter Zuhause gepflegt und plädiert eindeutig für die Pflege in der Familie. „Jeder Mensch will Zuhause sein. Meine Mutter wäre todunglücklich gewesen in einem Heim.“ Während der Zeit der häuslichen Pflege fehlte es ihm vor allem an einer Vertrauensperson, die er für ein paar Stunden oder auch mal über Nacht engagiert hätte. Es gab weder Pflegedienste noch Senioren-Assistenten zu der Zeit.
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz spricht von einer Überforderung in den Familien. Deshalb sei es zum einen wichtig, ambulante Angebote zu erhöhen. Wesentlich sei aber auch der Faktor, sich rechtzeitig Gedanken darüber zu machen, wie man im Alter leben möchte und vorzusorgen. Im Grunde möchte doch jeder selbstbestimmt leben und auch im Alter ein Teil der Gesellschaft bleiben. In Heimen ist das leider kaum möglich. Deshalb baut sie auf alternative Wohnformen wie Wohngemeinschaften oder Mehrgenerationenhäuser. Allgemein wünscht sie sich mehr aktive Nachbarschaftshilfe und ein Aufeinanderschauen. Damit sei schon viel gewonnen. Auch das inzwischen allgegenwärtige Gespinst Demenz sollte man differenzierter sehen, sagt Dreyer. Nicht jeder Demenzkranke sei gleich Pflegefall und nicht mehr geeignet für ein Leben inmitten unserer Gesellschaft.
Frau Dreyer möchte mehr Toleranz für ein Nebeneinander vieler unterschiedlicher Pflegeformen. Dazu gehöre auch die Zuwanderung aus anderen Ländern und die Vermittlung von 24h-Pflegekräften aus Osteuropa, um den Fachpflegemangel zu lösen. Frau Dreyer spricht davon, alles etwas entspannter zu sehen, ohne den ewigen Fingerzeig. Einfach internationaler, entspannter und selbstbestimmt. Wie ich finde, ein sehr guter Ansatz.
Hajo Schumacher schrieb das Buch „Restlaufzeit“, in dem es um Lebensmodelle im Alter geht. Wegschauen macht keinen Sinn, denn wir kommen alle dahin und möchten möglichst eine Alternative zum Heim. Einsamkeit sei das Schlimmste im Alter, sagt Schumacher. Für ein menschenwürdiges Altern brauche es ein ganzes Dorf. Diese Meinung teile ich ganz und gar.
Ein weiterer Gast war Martina Rosenberg, die an der Pflege ihrer Eltern fast zerbrach. Nach dem Tod ihrer Eltern schrieb sie das Buch „Mutter, wann stirbst Du endlich“. Demenz gehe nur bis zum gewissen Maße und fordere die Angehörigen (zu) sehr. Auch die Existenzsicherung sei gefährdet bei der Pflege durch Angehörige. Häusliche Pflege wird viel geringer vergütet als Sachpflege. Frau Rosenberg hat sich Hilfe geholt und hatte eine 24h-Betreuung aus Osteuropa. Eine gute Alternative, findet sie auch im Nachhinein.
Der Präsident des Arbeitgeberverbands Pflege Thomas Greiner hat ein Projekt initiiert, mit dem er Pflegekräfte aus China geschult und in Pflegeeinrichtungen geholt hat. Er sagt, dass jeder in der Familie alt werden will, aber irgendwann komme man an die Grenze.
Am Ende der Sendung sind sich doch alle irgendwie einig. Nur durch ein Miteinander werden wir ein würdevolles Altern inmitten unserer Gesellschaft bewerkstelligen.